Saint Vitus sind zur Zeit mit die glaubwürdigste und beste Band in diesem Genre, die der geneigte Doom Fan geboten bekommt. Während Wegbegleiter aus Anfangstagen den wohl besten Doom – Sänger Robert Lowe feuern und entschieden haben kein neues Album mehr aufzunehmen und Trouble / The Skull nix Halbes und nix Ganzes sind erleben sie genauso wie Pentagram ihren zweiten Frühling.
Interview mit Dave Chandler (Saint Vitus)
Zur Zeit sind Saint Vitus auf Europa-Tournee und besuchen den Bastard Club in Osnabrück zum 2. Mal. Diesmal um ihr saustarkes Comeback Album Lilie-F45 zu promoten. Das erste Album wieder zusammen mit Wino nach 23 Jahren.
Etwas müde stellt sich Dave Chandler nach dem umjubelten Auftritt ein paar netten aber auch unbequemen Fragen.
OM: Hi Dave! Vielen Dnak für deine Zeit so kurz nach dem Gig! Starten wir sofort. Wie ist die Idee entstanden mit dieser Besetzung ein neues Album aufzunehmen?
Dave: Wir wurden in 2009 gefragt, ob wir auf dem holländischen Roadburn Festival auftreten möchten. Während der anschließenden Tour haben wir spontan zusam-men „Blessed at Night“ komponiert und diesen Song auch live performed. Dieser Song kam gleich so gut an, das die Anfragen der Fans nach einem neuen Album sich häuften.
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OM: Waren alle Mitglieder in den Songwriting Prozess involviert?
Dave: Wino hat „Vertigo“ beigesteuert ansonsten habe ich alle anderen Lieder geschrieben.
OM: Let them Fall, zu diesem Lied wurde Video gedreht. Wer oder was sollte deiner Meinung nach fallen?
Dave: Wir Menschen zerstören unseren Lebensraum. Aus Profitgier zerstören wir unseren Planeten. Die Erde hat uns Menschen nicht verdient. Durch Umweltkatastrophen rächt sie sich. Das ist die Kernaussage.
OM: Es gibt Saint Vitus schon seit 1980. Mit welchen Bands habt ihr Tourneen bestreitet?
Dave: Wir waren mit Black Flack viel unterwegs. Seitdem haben wir mit sehr sehr vielen Bands gespielt, die ich namentlich gar nicht aufzählen kann. Wir waren nie Vorband ausser bei Black Flag. Ansonsten haben wir die Bühne geteilt mit JBH, Trouble, Cro Mags und Agnostic Front.
OM: Saint Vitus gehört zu den Pionieren der Doom Bewegung. Nach Black Sabbath hat es keine Band aus diesem Genre geschafft ähnlich erfolgreich zu sein. Was denkst du könnten da die Gründe sein?
Dave: Black Sabbath konnten experimentieren wie sie wollten und waren erfolgreich, weil die Fans offener waren für diesen Sound. Als wir zusammen mit Pentagram und Trouble anfingen wandelte sich die Zeit. Zu dieser Zeit war Hair Metal angesagt und es lief nur noch diese Art von Musik. Jetzt erkennen viele Musikfans, dass Hair Metal der letzte Bullshit war und ist und entdecken die Qualtiät unseres Schaffens.
OM: Da will ich mal kurz einhaken Dave. Ich finde es in diesem Zusammenhang lustig, dass ausgerechnet Don Dokken (Sänger der Glam-MEtal Band Dokken, Anm. d. Red.) euer C.O.D. Album produziert hat.
Dave: Dieser Kontakt kam durch Orlando zustande. Ganz ungeachtet von Don´s Background hat er uns ein gutes Angebot unterbreitet, das wir einfach nicht auschlagen konnten.
OM: Kein Problem Dave. Ich mag Dokken und außerdem hat er es nicht geschafft euch wie eine Hair Metal Band klingen zu lassen. Viele Jahre lang war eine Zusammenarbeit mit Wino nicht möglich. Was hat sich jetzt geändert?
Dave: Wir sind jetzt viel entspannter als früher. Natürlich sind Saint Vitus Arbeit aber es fühlt sich nicht wie Arbeit an. Der Spass steht im Vordergrund.
OM: Okay Dave, das war´s schon! Danke für das Gespräch und eine gute Nachtruhe!
Saint Vitus & The Graviators 16.12.2010
Obwohl noch eine junge Band, spielen sie klassischen Doom mit durchaus eigener Note. Kräftige Doomriffs waberten durch den Raum, tiefe Bässe, insgesamt eher im Midtempo gehalten. Die Stimme des Sängers Niklas Sjöberg kann sich ebenfalls hören lassen – er sang mit klarer Stimme, die sofort überzeugte. Die Stücke waren abwechslungsreich und zwischendurch experimenteller oder auch mit psychedelischem Anklang.
Insgesamt ist der Band ein guter Auftritt gelungen, der sehr passend den Auftritt von Saint Vitus vorbereitete.
Nach einer Umbauphase kam schließlich Saint Vitus auf die Bühne. Der Raum im Keller des Bastard Clubs hatte sich trotz Schnee und Eis zusehens gefüllt und mittlerweile waren ca. 150 Besucher anwesend, die sich von der Band durch die Doomsphären reißen lassen wollten. Sofort setzte ein Wippen und Moschen im Publikum ein, Hände gingen nach oben, ab und an zogen Schwaden von Marihuana durch die Menge.
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Datum: 23.06.2012
Autor: Kutten-Heini