Mit Lords of Chaos schuf der schwedische Regisseur Jonas Åkerlund einen beeindruckenden Film auf Grundlage des gleichnamigen Sachbuchs. Premiere feierte Lords of Chaos im Rahmen des Sundance Film-Festival 2018. Das als Grundlage dienende Buch und auch der Film beleuchten die Geschichte der okkulten Rockmusik. Im Mittelpunkt des Geschehens steht die norwegische Black Metal Band Mayhem. Die legendäre Band hat sowohl die norwegische als auch die internationale Metal Szene stark beeinflusst. Eingefleischte Black Metal Fans wissen um die skurrile Bandgeschichte und die Mythen, die sich rund um die Band bildeten.
Lords of Chaos – Die bizzare Geschichte des norwegischen Black Metal
Für alle die sich noch nicht mit der norwegischen Metal-Szene auseinandergesetzt haben wirken die Geschehnisse fast schon surreal, auch wenn sie auf wahren Begebenheiten beruhen.
„Lords of Chaos“ kannst Du hier ansehen:
Vorkenntnisse sind allerdings nicht erforderlich, denn der Film funktioniert auch für nicht Metal-Fans, um einen Einblick in die Szene zu bekommen, denn der Film ist keinesfalls glorifizierend, sondern zeigt die zum Teil bittere Realitäten, die zum Teil schockieren.
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Brutale Musik und eine Mischung aus Drama, Rock-Biopic, Horror, einer irren und für Nicht-Kenner der Szene fast schon unglaubwürdige Geschichte und zum Teil sogar Comedy macht Lords of Chaos zu einem Film, dessen Story zum Teil trashig wirkt, aber dennoch der Realität entspricht.
Im Mittelpunkt von Lords of Chaos steht der Gitarrist der Band Mayhem. Der Film steigt in den 80er Jahren ein, als der Gitarrist Euronymous vom späteren Sänger der Band Mayhem ein Demotape erhält. Dem Tape liegt eine Maus bei, die an ein Kreuz genagelt ist. Da der Gitarrist sich zum Ziel gesetzt hat, die makaberste Band der Welt zu gründen, tun sich die beiden zusammen.
Im Verlauf verstricken sich die Bandmitglieder immer mehr in einem Netz aus dem Wunsch nach Anerkennung und persönlichen Beziehungen. Gewalt gehört zum Alltag und ist einfach nur Mittel zum Zweck. Rund um die Band wird Gewalt verherrlicht und es kommt zu Auswüchsen wie Satanismus, homophobe und rechte Tendenzen, brennenden Kirchen, Morde und vielem mehr. Immer wieder sind denkwürdige Abstürze der Bandmitglieder zu sehen. Trotz der schwierigen Thematiken, die der Film behandelt, brilliert er mit einem schnellen Rhythmus und die Story wird vorangetrieben. Auch bei den zwei Mordszenen des Films bleibt der schnelle und kalte Rhythmus des Films erhalten.
Im Laufe der Storyline tauchen die Bandmitglieder von Lords of Chaos immer tiefer in die Themen Tod, Sterben und Dunkelheit ein. Es gipfelt in den Suizid des Sängers Dead, der sich im Alter von 22 Jahren die Pulsadern aufschneidet und sich im Anschluss mit der Schrotflinte in den Kopf schießt. Auch hier wird es wieder makaber und Skurril, denn Euronymous findet seinen toten Freund und beginnt die Szenerie zu fotografieren. Die Bilder von Sänger Dead werden im Anschluss als Marketingmaterial benutzt. Szenen wie diese dominieren den Film, denn häufig ist die Story so heftig, dass sie nur noch surreal wirkt. Doch dazu ist zu sagen, dass die Wirklichkeit noch wesentlich brutaler und makaberer war, denn in dem Film wurden viele Vorfälle entschärft. Die Story beschäftigt sich weniger mit den musikalischen Hintergründen, sondern vielmehr mit den menschlichen Abgründen. Schräge Charaktere tauchen in eine brutale Welt ein und kämpfen oft auf skurrile Art um Anerkennung.
Denkwürdiger Cast von Lords of Chaos
Der Cast von Lords of Chaos hat durchaus seine Schwächen. In der Rolle des Gitarristen Euronymous hat Rory Culkin aber durchaus seine Lichtmomente. Er und Emory Cohen, der Kristian Vikernes spielt, schaffen es durchaus, in die Charaktere hineinzuschlüpfen und auch Emotionen entsprechend zu vermitteln. Neben Rory Culkin als Euronymous sind Emory Cohen als Kristian Varg Vikernes, Jack Kilmer als Pelle Dead Ohlin, Sky Ferreira als Ann-Marit und Valter Skarsgård als Bård Guldvik Faust Eithun zu sehen.
Bemerkenswert ist, dass keiner der Schauspieler der norwegischen Sprache mächtig war, was durchaus zu ungelenken Dialogen führte. Doch da auch die realen Charaktere sehr eigenwillig und skurril waren, passt die zum Teil verbesserungswürdige Leistung der Schauspieler durchaus zur Story. In jedem Fall ist Lords of Chaos sehenswert, sowohl trotz als auch wegen seines Trash-Faktors.
Der steinige Weg zur Verfilmung
Das Buch Lords of Chaos erschien bereits im Jahr 1998. Es wurde durchaus, kontrovers diskutieret. Auf der einen Seite bestreitet Vikernes den Wahrheitsgehalt der Schilderungen und auf der anderen Seite kam Kritik auf, da auch Michael Moynihan eine nicht unbedeutende Rolle in dem Buch spielt. Dieser ist der rechten bzw. rechtsextremen Szene zuzurechnen. Im Jahr 2003 erschien dann eine überarbeitete Auflage. Bei dieser wurden Änderungen am Interview mit Möbus vorgenommen, da dieses vorher herabwürdigende Äußerungen und Verunglimpfungen enthielt.
Eine Verfilmung war bereits für das Jahr 2010 geplant. Regisseur Sion Sono sollte den Stoff verfilmen, welcher durch Hans Fjellestad in die Drehbuchversion gebracht wurde. Es wurde bereits Jackson Rathbone für die Hauptrolle verpflichtet. Die restlichen Rollen sollten mittels Castings in Norwegen besetzt werden. Der aus Twilight bekannte Schauspieler sagte jedoch wieder ab und das Projekt wurde eingestellt, bis sich Jonas Åkerlund dem Stoff annahm.
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AutorIn: Butzi Wutzi